Nach längerer Zeit melde ich mich nun auch mal wieder mit einem neuen Post. Der Anlass dazu ist, dass ich in den nächsten Tagen mittlerweile schon fünf von meinen Zehn-Monats-Austauschjahr hier in Kanada bin. Ich bin mir aber noch nicht so recht sicher, ob ich mich darüber wirklich freuen kann oder eher traurig sein sollte. Wahrscheinlich von beidem etwas. Glücklich natürlich, weil es heißt, dass ich "bald" meine Familie und Freunde wieder sehe und das vor allem in Momenten, in denen man mal traurig ist und das ein kleiner Trost ist. In den letzten Tagen hatte ich so ein kleines Tief. Nicht wirklich Heimweh, aber die Lehrer machen gerade ziemlich Druck wegen der Exams nächste Woche, Summative Assignments (die letzten großen Projekte, sowas wie ein "Vor-exam", das man Zuhause macht), meine Schwester fliegt am Montag für ihren Austausch nach Australien, meine Gasteltern arbeiten zur Zeit auch relativ viel und ich vermisse dann einfach das Familienleben und vor allem, dass man mal von jemandem umarmt wird. Aber ich bin sehr froh, dass ich einige sehr gute Freunde habe, denen ich das sagen kann, die mich verstehen und mich dann eben extra oft umarmen! :) Genauso wie die Lehrer immer bereit sind, einem zu helfen, wenn es Probleme gibt. Man muss eben nur auf sie zugehen und ihnen sagen, was einem schwer fällt.
Und auch ansonsten bin ich eigentlich (und uneigentlich auch :D) total glücklich, weil es mit gut geht, ich so gut wie jedes Wochenende etwas mit Freunden unternehme und es einige Sachen gibt, die in Deutschland nicht so (schön) sind. Vielleicht liegt es an den Leuten, mit denen ich hier befreundet bin, aber die Freundschaften z.B. sind wesentlich enger, aber trotzdem bei weitem nicht so kompliziert, wie in Deutschland, was glaube ich auch daran liegt, dass die Menschen hier sehr viel Respekt voreinander haben und offener sind.
Nach einem halben Jahr hier in Kanada merkt man auch langsam, was einem wirklich fehlt von Zuhause, was man vllt davor noch nicht zu schätzen wusste. Aber es wird einem auch klar, was man gerne ändern würde und was einem sicherlich fehlen wird, wenn man zurück ist. Außerdem wird man um einiges selbstständiger, auch wenn man natürlich trotzdem ab und zu Unterstützung braucht.
Was ich auch noch gerne loswerden möchte, bevor ich mal wieder ein paar kanadische Eigenheiten mit euch teilen werde, ist, dass ich mir mein Auslandsjahr nie so vorgestellt hätte, wie es jetzt geworden ist. Ich bin auch der Meinung, dass man das nicht kann, wenn man es nicht erlebt hat und es dadurch auch für Familie und Freunde manchmal schwer zu verstehen ist, was mit einem selbst eigentlich passiert und warum man auf einmal ein bisschen andere Ansichten hat und sich allgemein sicherlich etwas verändert. Aber egal wie schwer es manchmal ist, (immer noch, auch wenn ich schon fünf Monate hier bin):
Es war die allerbeste Entscheidung, die ich in den letzten 16 Jahren getroffen habe und ich kann jedem, wirklich jedem, der die Chance irgendwann mal bekommen sollte, nur ans Herz legen, diese Chance zu nutzen! (und ich schwöre, dass ich das jetzt nicht nur so sage!!)
Vorhin habe ich gerade mit meiner Schwester geredet, die wie gesagt am Montag nach Australien fliegt. Ich hab mich total in ihr wieder gesehen, als sie mir erzählt hat, wie sie sich fühlt und dass sie Angst hat, dass etwas schief geht, dass am Ende alles total blöd wird und sie es bereut. Aber man muss immer bedenken, dass es so viele Menschen gibt, die einen von Zuhause aus, sowie vor Ort unterstützen. Man muss sich nur darauf einlassen und was riskieren. An dieser Stelle möchte ich auch schon mal ein gaaaaaaaaaaanz großes Dankeschön an die Menschen widmen, die mich auf meinem Weg bis zu meinem Auslandsjahr, aber auch hier, unterstützt haben und zu mir standen und stehen und das nötige Verständnis aufbringen. Vor allem natürlich meine Eltern (ich bin mir sicher, ihr werdet wieder viele grammatikalisch inkorrekte Wörter und Sätze finden und schon allein deswegen meinen Post lesen werdet :D aber ich hab euch ganz doll lieb und bin unheimlich dankbar, dass ihr mir das hier ermöglicht habt!).
Was ich auch noch sehr wichtig finde (und das geht jetzt vor allem an die, die ein Auslandsjahr machen wollen), dass ihr euer Auslandsjahr so gestaltet, wie ihr es wollt und es wirklich ausnutzt! Die Zeit kann man nicht zurück drehen! Sagt immer ja, wenn Freunde was mit euch machen wollen, probiert Neues aus, seit offen und redet mit jemandem, wenn es Probleme gibt. Natürlich am besten mit jemandem vor Ort und im besten Falle sofort mit der Person, die es betrifft. Außerdem noch ein sehr wichtiger Punkt, den ich vllt gerade in letzter Zeit nicht so eingehalten habe, aber... Schule ist nicht so wichtig. Klar, man muss schon die Regeln von der Austauschorganisation einhalten (ein Schüler wurde schon nach Hause geschickt...) aber ihr habt zehn Monate (oder fünf, wie auch immer) und die sollten unvergesslich werden (Fotos, Fotos, Fotos!!!).
So, das ist jetzt das, was ich loswerden musste, weil ich darüber die letzten Tage ganz schön nachgedacht habe und das mal teilen wollte. Jetzt ist das natürlich schon wieder wesentlich länger geworden als ich dachte (meine Gedanken wollen gerade einfach keinen Punkt machen! :D), aber ich höre jetzt mal auf mit meiner Klugscheißerei und habe gerade entschieden, einen zweiten Post zu schreiben, sonst wird das hier zu lang! :D
Auch wenn ich es jetzt wahrscheinlich schon sooooo oft gesagt habe, muss ich es zum Schluss nochmal erwähnen, weil es ist einfach so:
Auslandsjahr = beste Entscheidung!
LG
Teresa ;)
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